Katarzyna Szwagiel kehrt mit fünfmal Gold und einmal Silber zurück.
Nach fünf Monaten intensiver Vorbereitungszeit ging es für mich nach Olsztyn (Alleinstein, polnische Masuren) zur offenen polnischen Meisterschaft im Schwimmen in Masterskategorie. Hier gingen bis zu 15 Altersklassen ab 25. Lebensjahr bis 100+ an den Start. Der älteste angemeldete Schwimmer war Jahrgang 1930, die älteste Schwimmerin Jahrgang1932.Insgesamt hatten sich 567 Schwimmer angemeldet, darunter viele ausländische, vor allem aus den östlichen Nachbarländern Lettland, Litauen, Weißrussland, Russland kommend, aber auch aus Großbritannien, der Ukraine sowie aus der Slowakei-
Am 15 November um 6.47 trat ich die lange Reise an. Auf meinem Bahnticket waren als Entfernung 881 Kilometer angegeben. Es ging über Hamburg, Berlin und Posen, nach Alleinstein, wo ich endlich um 21 Uhr nach einer ansonsten reibungslosen Reise ankam. Eingecheckt im Hotel, habe ich dann schon viele Bekannte getroffen
Das Schwimmstadion Aquasfera in Olsztyn ist bekannt als eines mit den besten und schnellsten Schwimmbecken in Europe. So war auch mein erster Eindruck bei meiner Anmeldung sehr positiv: Fünf Schwimmbecken, eine tolle Saunalandschaft, Fitness- und Ruheraum für die Zeit vor dem Start, Physiotherapie vor Ort, Sporternährung für den Profi inkl. Beratung. Kurzum: Ein tolles Sportzentrum für aktive Schwimmer.
Wie schnell das Becken würde, davon durfte ich mich dann um 15 Uhr überzeugen. Mit Titelverteidigung von Posen sollte es losgehen. Dort wurde im Sommer auf 50m-Bahnen geschwommen, hier nun auf 25m-Bahnen.
200 Meter Lagen standen für mich auf dem Programm( alle vier Schwimmstile in einer bestimmten Reihenfolge, jeweils 50 Meter) Alle meiner Konkurrentinnen gleichen Alters schwammen mit mir im selben Lauf. Somit wusste ich: Wenn ich hier als erste anschlage, hatte ich Gold. Tatsächlich war das Becken schnell und die Form war auch gut. Mit neuer Bestzeit, sechs Sekunden schneller als bisher, gewann ich das Rennen und hatte meine erste Goldmedaille. Das war ein toller Anfang. Nur eine Stunde später ging es auf 800 Meter Kraulstrecke (in Posen war ich auf Platz 4) Die größte Konkurrentin war abwesend, alle andere Schwimmerinnen waren mit ähnlichen Bestzeiten unterwegs. Ich musste wieder mit den schnellsten, jüngeren Schwimmerinnen in einem Lauf schwimmen und musste deshalb auf der ungeliebten Bahn 1 schwimmen. Auch hier konnte ich wieder eine persönliche Bestzeit (30 Sekunden besser) schwimmen. Allerdings musste ich abwarten, was die Mädels in den weiteren Läufen erreichten. Zwei Läufe später stand fest: Ich hatte mir das zweite Preußische Weib in Gold geholt. ( eine Skulptur , Symbol von Olsztyn, ). Glücklich und noch einigermaßen fit, konnte ich den Tag mit vielen alten Freunden und mit tollem polnischem Essen auf dem wunderschönen Marktplatz ausklingen lassen.
Samstag: Tag zwei mit Wettkämpfen am Vor-und Nachmittag. Am Vormittag schwamm ich als Kurzstrecke die 100 Meter Lagen. Mit der Zeit recht zufrieden, reichte es aber nur für Platz fünf. Am Nachmittag dann meine für mich wichtigeren Starts: 200 Meter Kraulen und nicht mal eine Stunde später das anstrengende Rennen auf den 400 Meter Lagen,
Ich wusste nicht, ob die Kraft reichen würde, aber offensichtlich machte der hohe Adrenalinpegel alles möglich: Beide Läufe gewann ich mit tollen Bestzeiten und holte zweimal Gold. Es war kaum zu fassen. Am Ende dieses Wettkampftages um 21.30 Uhr, reichte die Kraft nur noch, um auf das Sofa zu klettern.
Sonntagmorgen dann: Muskelkater überall und hundemüde. Ich habe mich dann entschlossen auf die 100 Meter Schmetterling zu verzichten und mich auf nur auf die 400 Meter Kraulen zu konzentrieren, denn hier hatte nur eine Schwimmerin eine deutlich bessere Bestzeit. Somit war hier die Hoffnung auf Silber groß. Dann gab es aber zu meiner Überraschung eine ungeplante Veränderung: Ich wurde gebeten für meinen alten Verein bei der 4x50 Meter Staffel Lagen mitzuschwimmen. Eine Schwimmerin war ausgefallen und die Staffel hat eine Chance auf eine Medaille. Auf meine Aussage, dass ich 8 Minuten später 400 Meter schwimmen muss, bekam ich zur Antwort: „Dann bist Du ja gut aufgewärmt…“. Obwohl Sprints für mich sehr ungewohnt sind, habe dann die Herausforderung angenommen und die 50 Meter Kraulen übernommen und wir holten uns tatsächlich Silber. Nun blieben mir nur Minuten, um Puls und Atmung wieder in den normalen Bereich zu kriegen. Die Beste in unserer Altersklasse legte in ihrem Lauf eine Zeit von 5:40 Minuten vor. Das war machbar, allerdings rechnete ich nicht damit, noch ausreichend Kraft zu haben. Und es wurde mein schwierigstes Rennen. Die Muskeln brannten und am Ende wurde die Luft knapp. Nach dem Anschlag der Blick auf die Ergebnisstafel: 5:38 Minuten! Unfassbar und völlig unerwartet: Eine fünfte Goldmedaille.
So gingen die drei anstrengenden Tage schnell rum und ich konnte äußerst zufrieden meine Heimreise antreten. Die nächsten Meisterschaften stehen im Juni 2019 an...
Ich möchte mich ganz herzlich bei den Triathleten vom Norder-TV, mit denen ich mittrainieren durfte, bedanken und auch bei meinem Mann, der mir sowohl Trainings- als auch Ernährungspläne erstellt hat, und bei unserer Tochter, die die lange Vorbereitungszeit mitgemacht hat.
Katarzyna Szwagiel